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Jurek Becker, Bronsteins Kinder

 

Kurzinterpretation mit Fragen zur Erschließung des Romans

Abschnitt 1 (Seite 7 – Seite 15)

Bearbeitet von Ingo FALK

Die Handlung des Abschnitts spielt sich Mai des Jahres 1974 in der Wohnung der Familie Lepschitz ab. Zunächst erfahren wir durch den inneren Monolog der Hauptfigur des Romans, Hans Bronstein, dass sein Vater am 4. August 1973 unter unglücklichen, aber nicht näher genannten Umständen starb und er selbst seitdem bei Hugo und Rahel Lepschitz, den eher flüchtigen Bekannten seines Vaters, und ihrer Tochter Martha wohnt (Seite 7, Zeile 1 - 14). Hans beschreibt im Folgenden sein Erwachen aus der Lethargie der Trauer, welches er mit der Wahrnehmung des Maiwetters verknüpft, und wünscht sich für die Zukunft ein „steinernes Herz" (Seite 7, Zeile 15, bis Seite 8, Zeile 4). Er berichtet nun von der verflossenen Liebe zu Martha (Seite 8, Zeile 5 - 32) und beschreibt das alltägliche Familienleben der Lepschitzens, die ihn offenbar für ihren zukünftigen Schwiegersohn halten (Seite 9, Zeile 1 - 33).

Beim Abendessen bringt Hugo Lepschitz die Beziehungsprobleme zwischen Hans und der erst später hinzukommenden Martha zur Sprache und kann seine Enttäuschung darüber kaum verbergen, während Hans den inneren Entschluss fasst aus Lepschitzens Wohnung auszuziehen, sobald er als Philosophiestudent an der Universität angenommen wird (Seite 10, Zeile 1, bis Seite 13, Zeile 14).

Am Ende des Abschnitts, als Hans sich in sein Zimmer zurückzieht, lässt er noch einmal die Ereignisse der Zeit seit dem Tod seines Vaters Revue passieren und gesteht sich ein, mit der Situation überfordert gewesen zu sein - er bereut, dass er bei den Lepschitzens eingezogen ist (Seite 13, Zeile 15, bis Seite 15, Zeile 27).

Hugo Lepschitz' Begründung gegenüber Hans, er habe ihn wie selbstverständlich aufgenommen, denn „der Sohn seines besten Freundes sei ihm nicht weniger lieb als sein eigener" (Seite 7, Zeile 8ff.), lässt einerseits erkennen, dass sich die in Deutschland lebenden Juden auch beinahe 30 Jahre nach dem Ende des Holocausts noch zum Zusammenhalt verpflichtet fühlten, klingt andererseits aber kaum glaubwürdig, da Hans und Martha ja zu jener Zeit ein Paar waren (Seite 8, Zeile 8ff.) und Hans von seinem Vater ein für damalige Verhältnisse großes Vermögen geerbt hatte, das heißt, er ist der perfekte Schwiegersohn - vermögend UND Jude.

Wenn Hans das Ende des „Trauerjahres" (Seite 7, Zeile 24) erwähnt, meint er die zwölfmonatige jüdische Trauerperiode „Awelut", in der die hinterbliebenen Kinder des Verstorbenen an keinen Festlichkeiten teilnehmen dürfen und der Sohn während der ersten 11 Monate täglich das jüdische Totengebet Kaddisch aufsagen muss. Auch wird für gewöhnlich der Grabstein erst nach der „Jahrzeit" gesetzt, nach dem Ablauf des Jahres darf man jedoch öffentlich keine Trauer mehr zur Schau stellen. Wir erfahren zwar nicht genau, wie Hans diese Zeit durchlebt hat, man kann sich aber vorstellen, dass das „Trauerjahr" für ihn nur symbolische und vor allem negative Bedeutung hat.

Dennoch schmerzt ihn der Tod seines Vaters, zu dem er ein gespanntes Verhältnis hatte, sehr, besonders auch, weil ihn Schuldgefühle in Bezug auf dessen Tod plagen. Sein Wunsch nach einem „steinernen Herz" (Seite 7, Zeile 27) lässt sich auch damit erklären, dass er seine (menschlich normale) Empfindsamkeit mit der Zugehörigkeit zum Judentum und dessen entbehrungsreicher Vergangenheit verbindet, welche ihm eine Opferrolle „aufzuzwingen" scheint. Wenn er sich allerdings einredet, „in Zukunft kann mir sterben wer will, noch so ein Jahr wird mir nicht mehr passieren" (Seite 8, Zeile 2ff.), so ist das nur bitterer Sarkasmus, denn tatsächlich hat er außer seiner Schwester Elle niemanden mehr zu verlieren.

Das Leben der Lepschitzens läuft rein äußerlich genauso ab wie bei tausenden anderen deutschen Familien auch. Sie haben sich - bewusst oder unbewusst - ihrer Umgebung angepasst. Aber schon gewisse Eigenheiten, z.B. Hugos „Matze" (Seite 9, Zeile 26ff.), lassen erahnen, dass es ihnen schwerfällt, „normal" zu leben und gleichzeitig Jude zu sein. In dieser Umgebung erscheint für Hans auch Martha sehr befremdend. Sie verliert „eine schöne Eigenschaft nach der anderen" (Seite 15, Zeile 3f.), während beide unter der ständigen Beobachtung ihrer Eltern stehen.

Abschnitt 2 (Seite 16 – Seite 30)

Bearbeitet von Markus Block

Inhaltsangabe

An einem Sonntag im Sommer 1973 möchte Hans sich mit seiner Freundin Martha in einem kleinen Häuschen, das dem Vater gehört, treffen. Als er dort ankommt, bemerkt er, dass sich in dem Haus sein Vater, Gordon Kwart und ein Unbekannter befinden, die einen Mann gefangen halten, der Aufseher in einem Konzentrationslager gewesen ist. Mit Gewalt versuchen die drei ein Geständnis aus dem Gefangenen herauszubringen. Hans wird entdeckt, als er zum Belauschen in das Haus geht, jedoch kommen die drei zu keinem Ergebnis, was sie mit dem neuen Mitwisser machen sollen. Hans verlässt das Haus, um zu verhindern, dass Martha zufällig hereinkommt. Hans erzählt Martha, dass Gäste im Haus seien und sie deshalb nicht ins Haus könnten. Martha ahnt allerdings, dass er ihr etwas verschweigt, doch Hans weicht ihren Fragen aus. Statt ins Haus gehen sie ins Kino.

 Antworten zu den Fragen zum Text

  1. Der zweite Abschnitt spielt im Sommer 1973.

  2. Aus Bemerkungen seines Vaters macht sich Hans ein Bild, sein Vater muss nach dem Krieg an nicht ganz offiziellen Geschäften zwischen der Ost- und Westzone beteiligt gewesen sein (S. 17, Z. 28 ff. und S.18, Z.1 ff).

  3. Sie nutzen das Haus um sich ungestört lieben zu können.

  4. Bis zu der Entdeckung im Waldhaus hat Hans seinen Vater für einen friedlichen Menschen gehalten, er selbst ist noch nie von seinem Vater geschlagen worden (S. 20, Z. 31 ff.). In seinen Augen ist sein Vater ein besonnener Mensch und ein Logikfanatiker gewesen (S. 28, Z. 17 ff.).

  5. Die beiden können sich nicht mehr im Waldhaus treffen und Hans weiht Martha nicht in die Geschehnisse im Waldhaus ein. Die Konsequenz ist, dass Martha bemerkt, wie Hans etwas vor ihr verheimlicht (S. 29, Z. 7 f. und S. 30, Z. 5) und mit der Zeit entfremden die beiden sich, da das Vertrauen, das in einer Beziehung notwendig ist, nicht aufkommen kann. Das Scheitern der Beziehung kann man auf den Punkt zurückführen, an dem Hans sich entscheidet Martha nichts von dem Geschehen im Waldhaus zu erzählen.

  6. Auf der einen Seite will er die momentane Stimmung nicht vermiesen und auf der anderen Seite will er Martha nicht mit der Sache belasten. Er ist hin- und hergerissen (S. 28, Z. 1 ff.) entscheidet sich aber dennoch dafür Martha nichts zu erzählen.

Abschnitt 3 (Seite 31 – Seite 35)

Bearbeitet von Michael Mathias

Inhaltsangabe

Der Abschnitt 3 spielt im Sommer 1973 in der Wohnung von Hans und seinem Vater Arno. Hans steht vor seiner Schwimmprüfung für das Abitur und kann am Abend davor nicht einschlafen. Ihn quälen die Gedanken über Arnold Heppner, der von seinem Vater Arno, Gordon Kwart und einem unbekannten Dritten gefangengehalten wird. Er stellt sich Fragen über Fragen, was die drei Männer mit der Gefangennahme von Heppner bezwecken wollen. Hans ist der Meinung, dass sein Vater und die zwei anderen kein Recht dazu haben, Heppner gefangenzuhalten und zu verhören. Heppner sollte vielmehr von der Polizei nach den gegenwärtigen Gesetzen vernommen werden. Hans nimmt ein Lexikon zur Hand und liest darin über mehrere Konzentrationslager nach, u.a. das von Neuengamme. Als sein Vater spät am Abend nach Hause kommt, stellt er sich schlafend. Hans ist sich darüber im Klaren, dass er mit seinem Vater darüber reden muß, was mit dem gefangenen Heppner weiterhin passieren soll. Er fühlt sich dazu verpflichtet, seinen Vater umzustimmen. Hans weiß jedoch, dass dies sehr schwer ist, weil sein Vater durch seine persönlichen Erlebnisse im Konzentrationslager geprägt ist.

Antworten zu den Fragen zum Text

  1. Der Abschnitt 3 spielt im Sommer 1973 in der Wohnung von Hans und seinem Vater Arno.

  2. Hans ist der Meinung, dass sein Vater und die zwei anderen kein Recht dazu haben, Heppner gefangen zu halten und zu verhören. Heppner sollte vielmehr von der Polizei nach den gegenwärtigen Gesetzen vernommen werden.

  3. Hans kann in der Nacht vor der Schwimmprüfung nicht einschlafen, weil ihn die Gedanken über Arnold Heppner und dessen Gefangennahme quälen.

  4. Hans Bronsteins Vorsatz, seinen Vater davon zu überzeugen, dass sie Heppner nicht im Waldhaus gefangen halten können, muß deswegen schon von vornherein zum Scheitern verurteilt sein, weil sein Vater zum einen aufgrund seiner persönlichen Erlebnisse im Konzentrationslager geprägt ist und zum anderen Arno und Hans aneinander vorbeireden, sodass es zu keinem richtigen Gespräch kommen kann.

Abschnitt 4 (Seite 36 – Seite 39)

Bearbeitet von Andreas Wagner

Inhaltsangabe

Hans geht zum Briefkasten und sieht nach, ob sich ein Brief der Universität für ihn im Briefkasten befindet. Dort liegen aber nur Briefe für Herr und Frau Lepschitz sowie für Martha. Er bemerkt, daß der Brief an Martha von seiner Schwester Elle stammt, und macht sich Gedanken, warum Elle Martha schreibt und nicht ihm. Er erinnert sich an die früheren Besuche von ihm und Martha bei Elle und daran, wie sehr Martha Elles Schicksal bedauert hat. Er glaubt, sie wolle damit ihm und seinem Vater Vorwürfe machen. Er entschließt sich, den Brief nicht zu öffnen, und legt ihn in die Küche zurück. Als Martha am Nachmittag zu Hause ist, geht Hans in Marthas Zimmer und spricht sie auf den Brief an. Er bittet sie, den Brief lesen zu dürfen, sie schlägt ihm allerdings vor, ihm den Brief vorzulesen. Vor lauter Groll verläßt er das Zimmer.

Antworten zu den Fragen zum Text

  1. Der Abschnitt spielt 1974 (ein Jahr nach dem Tod Arno Bronsteins) in der Wohnung der Familie Lepschitz. Martha und Hans sind kein Paar mehr, sie besucht die Schauspielschule.

  2. Elles Verhalten hat vermutlich den Grund, daß sie während des Krieges schlimme Dinge erlebt hat. Sie greift willkürlich und ohne Grund erwachsene Menschen an und zerkratzt ihnen das Gesicht. Hans glaubt, daß sein Vater seine ganze väterliche Liebe für Elle aufgebraucht hat und deshalb nichts mehr für ihn übriggeblieben sei. Er vermutet, daß Arno seine illegalen Nachkriegsgeschäfte nur getätigt hat, um Geld für einen Spezialarzt für Elle zu verdienen, den es aber nicht gibt.

  3. Martha bezeichnet Elle als "hochintelligenten Menschen" und gibt Hans und Arno die Schuld an der gegenwärtigen Situation Elles.

  4. Der innere Monolog drückt die Gedanken und Gefühle Hans Bronsteins gegenüber der Beziehung seiner Schwester Elle zu Martha aus.

  5. Mit den Worten "in unserem vorigen Leben" bezieht sich Hans auf die Zeit, als er und Martha noch ein Paar waren und er ihr immer Elles Briefe vorlas, insbesondere die Zeit vor dem Vorfall im Waldhaus.

Abschnitt 5 (Seite 40 – Seite 49)

Bearbeitet von Melanie Rahn

Inhaltsangabe und Beantwortung der Fragen:

Der fünfte Abschnitt stellt einen Rückblick auf den Sommer 1973 dar. Die ganze Handlung dieses Teils spielt sich im Schwimmbad ab. Es ist an einem Montag, Hans Bronstein steht unmittelbar vor der Schwimmprüfung für das Abitur. In der Nacht vor der Prüfung kann er nicht schlafen, er muss über seinen Vater nachdenken, denn er kann nicht verstehen, dass sein Vater sich das Recht herausnimmt Vergeltung zu nehmen an dem, was ihm widerfahren ist. Trotz aller Aufregung besteht Hans seine Schwimmprüfung. Nach der Schwimmprüfung im Duschraum vergisst Hans die Badehose auszuziehen, einem Jungen (Norbert Waltke), der ihn dreimal darauf aufmerksam macht, schlägt er plötzlich ins Gesicht und es kommt zum Tumult. Sein Ausrasten lässt sich auf seine damalige seelische Verfassung zurückführen. Hans ist innerlich sehr stark hin- und hergerissen, durch das dreimalige Aufmerksammachen fühlt er sich schikaniert und provoziert. Hans beginnt das Denken seines Vaters zu übernehmen, denn er ist voller Wut („Plötzlich hatte ich das Empfinden, dass er ein Schuldiger war: „Einer von denen, die gern peinigen und nur dann Ruhe geben, wenn sie an einen Stärkeren geraten" - S. 42, Zeile 12 ff). Und genau diese Erkenntnis ist etwas ganz Schlimmes für Hans. Er hätte nie gedacht, dass sein Denken diese Rachsucht hervorrufen könnte.

Als er später, vom Lehrer aufgefordert, sich beim Opfer entschuldigt, stellt sich überraschend heraus: Der Vorfall ist vom Lehrer Sowade so erklärt worden, dass Hans Jude sei und deswegen empfindlich sei, was sein beschnittenes Glied angehe. Diese Erkenntnis ist für Hans ein Alptraum, er wird als Jude angesehen. Er ärgert sich, denn jetzt ist ihm eine Rolle zugewiesen worden, die er nicht haben will und mit deren Implikationen er sich nicht identifizieren kann: Die Rolle des Juden und damit Opfer, an dem etwas wieder gutzumachen ist. Außerdem, ist Hans erschüttert über sein Verhalten seinem Opfer gegenüber. Er empfindet, zu seinem Entsetzen, keinerlei Reue, als er sich entschuldigt. Zuletzt beginnt er sich an die Theorien seines Vaters zu erinnern über das Judenvolk und warum er Martha, seiner einzigen Vertrauten, nicht von seinen Problemen erzählt.

Er kann den Theorien seines Vaters weder zustimmen noch sie kritisieren. Eigentlich hat er am eigenen Leib erfahren, wie es ist mit Vorurteilen durch das Leben zu gehen (siehe Schwimmprüfung und die Denkweise seines Lehrers). Man wächst wohl wirklich ein bisschen in die Rolle des Juden hinein. Eine konkrete Aussage über seinen Standpunkt wird nicht gemacht.

Er weiß nicht genau wie Martha reagieren würde, wenn sie so etwas erfährt. Damit soll nicht zum Ausdruck gebracht werden, dass er an ihrer Loyalität zweifelt, sondern eher, dass er befürchtete, dass sie nicht weiß, wie sie damit umgehen soll. Außerdem befindet sich Martha zu der Zeit im Prüfungsstress und er möchte sie mit dieser Nachricht nicht vom Lernen ablenken und sie noch unnötig belasten. Da er selbst mit sich im Unreinen ist, wie er diese Situation meistern soll, bleibt er zurückhaltend und verschlossen. Sein Vergessen lässt sich gleichsetzen mit dem Verdrängen der Situation.

Abschnitt 6

Abschnitt 7 (Seite 57 – Seite 68)

Bearbeitet von Jörg Kilian

Zusammenfassung

Handlungsorte: vorm Schwimmbad, Anstalt, Elles Zimmer

Die Handlung beginnt damit, dass Hans vor dem Schwimmbad überlegt, wie er, wegen der Sache im Häuschen, seinem Vater gegenüber argumentieren soll. Er beschließt seine Schwester Elle in der Anstalt zu besuchen und um Rat zu fragen. In der Anstalt angekommen erfährt er, dass seine Schwester die Besucherin eines anderen Patienten angefallen hat und nun starke Beruhigungsmittel verabreicht bekommen hat. Er wartet bei ihr, bis sie wieder ansprechbar ist, und erzählt ihr die Geschichte mit dem Häuschen. Aber er verschweigt ihr, dass er entdeckt wurde um zu verhindern, dass sie Vater darauf anspricht. Nach langer Überlegung rät ihm seine Schwester, dass er seinem Vater sagen solle, dass er von der Geschichte im Häuschen weiß. Hans ist von diesem Rat enttäuscht, da er von seiner Schwester eine Lösung seines Problems erwartet hat. Er beginnt sich zu fragen, ob er seine Schwester nicht überschätzt hat.

Fragen

Die Handlung spielt vor dem Schwimmbad und im Heim, in dem Elle wohnt, im Sommer 1973.

Elle ist momentan die einzige Person, mit der er sich offen über das Problem zu sprechen traut. Außerdem hält er sie für sehr intelligent und traut ihr zu eine Lösung für diese Problem zu finden.

Jeder, der zu dieser Zeit über fünfzig war, erlebte die Machtergreifung der Nazis als Erwachsener mit. Arno Bronstein gibt die Schuld für seine Leiden dieser ganzen Generation. Nun zeigt er ihnen gegenüber einen Teil der unbegründeten Aggressionen, die er im KZ hat durchleben müssen.

Sie hat die Besucherin eines anderen Patienten angefallen. Elles Verhalten kann so gedeutet werden, dass sie nie als Kind gelernt hat ihre Gefühle zu beherrschen und außerdem selbst oft Opfer von Aggressionen geworden ist. Arno hält sie für krank, Hans für intelligent und Martha denkt, dass sie im Heim fehl am Platz sei und nur nie gelernt habe sich zu beherrschen.

Er verschweigt seine Entdeckung da er von ihr erst einmal wissen will, ob er sich in die Angelegenheit einmischen soll oder seinen Vater das alleine regeln lassen soll. Außerdem will vermeiden, dass sich ausgeschlossen fühlt, da der Vater beim nächsten Besuch von Elle ihr den Vorfall sicher verschweigen wird.

Hans ist sehr zärtlich zu Elle, da er Mitleid mit ihr hat und sie so etwas wie ein teilweiser Mutterersatz für ihn darstellt.

Elle ist für ihn praktisch so etwas wie ein Mutterersatz. Da sie viel älter als er ist und er sie auch für sehr intelligent hält, fragt er sie oft um Rat. Außerdem sucht er bei ihr die Zärtlichkeit, die ihm durch den frühen Tod seiner Mutter in seiner Kindheit fehlte.

Der Film symbolisiert ihre Sehnsucht aus dem Heim herauszukommen und die Welt draußen zu erleben. Sie hat die Sehnsucht nach einem geordneten Leben in Freiheit. Das symbolisieren für sie die Kraniche, die in geordneten Formationen über das weite Land gen Süden ziehen. Die Zugvögel symbolisieren für sie auch das Judentum, das immer vor der Kälte (Verfolgung) woanders hin flüchten muß,. aber auch immer wieder heimkehrt.

Er kann mit dem Rat von Elle, dass er seinem Vater sagen solle, dass er Bescheid wisse, nichts anfangen. Er hat einen Rat von ihr erwartet, der sein Problem lösen würde. Nun beginnt er daran zu zweifeln, ob sie ihm helfen kann, da sie wohl doch zu abgeschottet in ihrer eigenen kleinen Welt im Heim lebt.

Abschnitt 8

 

Abschnitt 9

 

Abschnitt 10 (Seite 91 – Seite 106)

Bearbeitet von Bodo Gruber

Es ist der letzte Prüfungstag von Hans. Nachdem er die Prüfung beendet hat, fährt er ins Waldhaus mit dem Gedanken den Gefangenen freizulassen. In dem Gespräch mit dem Gefangenen erfährt er, daß sein Vater derjenige ist, der den Gefangenen am häufigsten schlägt. Während der Unterhaltung mit Heppner wird er unsicher und entschließt sich ihn doch nicht zu befreien.

Das Kapitel spielt 1973. Zu Beginn spielt es in der Wohnung der Bronsteins und im zweiten Teil im Waldhaus der Bronsteins.

Der Hintergrund für das nette Auftreten von Arno Bronstein liegt darin, Hans von seinem Denken über das Ereignis im Waldhaus abzubringen und ihn umzustimmen. Hans hingegen möchte nach seiner letzten Abiturprüfung ins Waldhaus gehen und den Gefangenen befreien.

Er kommt zu dem Entschluß, daß er der einzige ist, der Heppner befreien kann. Nach längerem Überlegen wird Hans klar, daß Heppner, als Ex-KZ-Aufseher, durch die Entdeckung der Polizei größere Befürchtungen haben müßte, als sein Vater.

Nach dem Anblick des Gefangenen kommt Hans ins Grübeln, da er nicht weiß, ob er oder Heppner die größere Hilfe benötigt. Hans bindet den Gefangenen los, damit er sich ein wenig bewegen kann. Aus dem Gespräch mit dem Gefangenen erfährt Hans, das sein Vater der einzige ist, der Heppner schlägt. Im Dialog der beiden ist Heppner sehr nett zu Hans, weil er seine einzige Hoffnung auf die Freiheit ist. Heppner bietet Hans 6000 DM für seine Befreihung an, doch Hans lehnt es nach kurzer Überlegung ab. Da Hans das Treffen mit einem der drei Entführer vermeiden möchte, fesselt er Heppner wieder und verläßt das Haus.

Heppner sieht das Verhalten seiner Peiniger als Rachezug wegen der Judenverfolgung im Dritten Reich, als er als KZ-Aufseher gearbeitet hat. Er schiebt die Schuld auf die Befehlshaber und will sich damit für diese Zeit unschuldig machen. Er erwähnt, daß es unterschiedliche Aufseher gegeben habe und das er die Judenverfolgung nicht unterstützt habe. Er sieht die Tat der Peiniger als Verfolgungswahn.

Er nimmt das Geld nicht an, da es gegen seinen Stolz gehen würde. Heppner denkt, daß die drei sich für das Verhalten der Nazis im ZweitenWeltkrieg an ihm rächen wollen.

Abschnitt 11 (Seite 107 – Seite 113)

Bearbeitet von Thomas Schultz

Der Abschnitt 11 spielt in Marthas Zimmer bei Lepschitz vor Hans‘ und Marthas Trennung. Als Hans gerade vom Waldhäuschen des Vaters nach Hause kommt, bemerkt Martha die schlammigen Schuhe von ihm und wird stutzig. Dies ist jedoch schnell vergessen, als er von ihrer Überraschung erfährt. Sie bekommt eine Filmrolle in dem Film „Die Jahre vor dem Anfang", der in der Zeit des 3.Reiches spielt. Ihr Vater hat hierbei seine Beziehungen spielen lassen. Hans ist sichtbar enttäuscht über diese Entscheidung. Wie konnte Martha dieses Angebot ohne sein Einverständnis annehmen? Auch das verlockende Geld, das Martha pro Drehtag erhalten soll, kann seine Enttäuschung nicht wieder gut machen. Für ihn bricht eine Welt zusammen, denn er weiß, daß ab diesem Zeitpunkt nichts mehr so sein wird wie früher.

Auch Marthas Aussage auf Hans’ Vermutungen hin, weshalb sie die Rolle bekommen habe, „Weil ich ihm so gut gefalle..." bestärkt Hans in seiner Meinung. Möglicherweise hat Martha einen anderen im Kopf, möglicherweise R. Minge, den Regisseur des Films. Auch kann er nicht verstehen, daß nur eine echte Jüdin eine „Film-Jüdin" spielen kann. Für ihn sind alle Menschen gleich.

Aber mittlerweile ist er schon am Resignieren und weiß daß er an ihrer Entscheidung sowieso nichts mehr ändern kann.

Abschnitt 12

 

Abschnitt 13 (Seite 121 – Seite 124)

Bearbeitet von Ingo FALK

Der Abschnitt besteht im Wesentlichen aus einem Brief von Elle, von dem Hans vermutet, dass er noch vor seinem Besuch bei ihr geschrieben wurde (Seite 121, Zeile 1 - 4), was auch nahe liegt, denn seitdem ist gerade ein Tag vergangen.

Der Brief beginnt mit der Bemerkung, dass er „in der Nacht geschrieben" (Seite 121, Zeile 7) sei, dann folgt die Schilderung Elles, sie sei bestohlen worden und müsse deshalb nachts wach bleiben. Sie schreibt, dass, obwohl auch andere Patienten von vermeintlichen Diebstählen berichteten, sie sich nicht traue, sich mit ihnen darüber auszutauschen - aus Angst, der Dieb könnte unter ihnen sein (Seite 122, Zeile 1 - 31).

Anschließend beschreibt sie Hans' Lernfähigkeit und Verstand, die entgegen den Schilderungen des Vaters nur wenig Anstrengungen beim Lernen erforderten (Seite 122, Zeile 32 - Seite 123, Zeile 19). Nachdem Elle am Schluss des Briefes noch einmal auf die Diebstahlsache zu sprechen kommt, bittet sie Hans, die Sache vertraulich zu behandeln (Seite 123, Zeile 20 - Seite 124, Zeile 11).

Schon äußerlich fällt die an Lyrik erinnernde Form des Briefes auf - mit kurzen, Versen ähnlichen Zeilen, die rhythmisch aneinander gereiht sind. Die Sprache ist sehr plastisch und gefühlvoll, was sich unter anderem darin äußert, dass bei wohlklingenden Redensarten, wie z.B. „Seltsamedinge" (Seite 121, Zeile 8) oder „Einesmorgens" (Seite 121, Zeile 11) mehrere Worte zu einem zusammengefasst sind. Liest man die ersten Zeilen (Seite 121, Zeile 5 - 14), stellt man sich unwillkürlich eine flüsternde Stimme vor, die bei Dämmerlicht und nächtlicher Stille wundersame Geschichten erzählt - so wie eine Mutter, die Gute-Nacht-Geschichten vorliest.

Wir müssen sofort erkennen, hier schreibt keine Psychopathin, sondern jemand, der nur auf Grund mangelnder Zuwendung und Information nicht gelernt hat, in der Sprache von „draußen" zu kommunizieren. So soll uns klar gemacht werden, dass es durchaus nicht abwegig ist, wenn Hans sich in seiner Verzweiflung zuerst und auch zuletzt nur seiner Schwester anvertraut, um bei ihr Rat zu finden.

Abschnitt 14 (Seite 125 – Seite 131)

Bearbeitet von Markus Block

Inhaltsangabe

Arno Bronstein macht seinem Sohn Vorwürfe, weil er seiner Meinung nach die Hausarbeit vernachlässigen würde. Er entdeckt bei Hans einen Brief von Elle und liest ihn. Es kommt zu einer Konfrontation, als Arno Bronstein merkt, dass Elle nur an Hans Briefe schreibt. Hans erkundigt sich, ob schon eine Entscheidung gefallen sei, was mit dem Gefangenen passieren solle, er bekommt jedoch keine Antwort von seinem Vater. Danach versucht er wieder seinen Vater zu überzeugen den Gefangenen einem Gericht zu übergeben.

Antworten zu den Fragen zum Text

  1. Der vierzehnte Abschnitt spielt in der Wohnung von Arno und Hans Bronstein im Sommer 1973.

  2. Er will damit die Distanz verdeutlichen, die sich durch die Geschichte mit dem Gefangenen zwischen ihnen aufgebaut hat, da sie beide einen anderen, grundverschiedenen Standpunkt dazu vertreten.
    Er findet, dass es seinen Sohn nichts angeht, was er macht.

  3. Elle ist für Arno Bronstein der wichtigste Mensch in seinem Leben, nachdem seine Frau gestorben ist. Als er merkt, dass Hans bei Elle an erster Stelle steht, wird er eifersüchtig auf Hans.

  4. Mit dem Elend sind die Missverständnisse gemeint, die ständig zwischen Hans und seinem Vater entstehen, da sie scheinbar ständig aneinander vorbeireden.

  5. Arno Bronstein hat durch die Deutschen im Dritten Reich sehr viel Leid erfahren. Hans, der das Dritte Reich nicht erlebt hat, sieht die Geschehnisse von damals trotzdem nicht als Berechtigung für das Handeln seines Vaters. Er weiß wohl auch nichts Genaueres über das, was sich im KZ abgespielt hat, da sein Vater ihm davon nichts erzählt.

  6. Hans beurteilt die Sache objektiv und kann daher das Ganze besser einschätzen als die anderen drei, da sie als Betroffene die Gefangennahme rein subjektiv beurteilen und somit kein gerechtes Urteil fällen können. Außerdem sind die Drei total von Rachegedanken und Hass besessen, sodass die Opfer zu Tätern werden.

  7. Das Bild über die Deutschen, das Arno Bronstein auf Seite 130 beschreibt, spiegelt die meisten Deutschen im 3.Reich wider, die nur Befehle befolgen und nicht selbst entscheiden, was richtig und was falsch ist. Er hat einen Hass auf das deutsche Volk, und geblendet von dem Hass macht er sich sein Bild von seiner Umwelt.

Abschnitt 15 (Seite 132 – Seite 140)

Bearbeitet von Michael Mathias

Inhaltsangabe

Der Abschnitt 15 spielt im Sommer 1973 in der Wohnung von Gordon Kwart. Hans möchte mit Gordon Kwart über die Gefangennahme von Arnold Heppner reden und bemüht sich um einen Gesprächstermin mit Gordon Kwart. Erst beim vierten Anruf erreicht er diesen und sie vereinbaren ein Treffen noch am selben Abend. Hans erhofft sich, dass er Gordon Kwart bezüglich der Gefangennahme von Heppner umstimmen kann. Gordon ist ihm von früheren Gesprächen her als Schwächling sowie als ein verlegener, scheuer und linkischer Mensch bekannt. Dieser hört Hans geduldig zu, zeigt jedoch am Ende seiner Rede keinerlei Nachgiebigkeit und Schwäche. Während des Gespräches stellt Hans unüberlegt die Frage, ob Gordon es gewesen sei, der diesen Mann ins Häuschen gelockt habe. Erst danach bemerkt Hans, dass er diese Frage lieber nicht gestellt hätte. Gordon wundert sich darüber, dass Hans so gut Bescheid weiß, und hält dessen Vater für geschwätzig. Dann erzählt Gordon jedoch, wie er mit Arno und Rotstein zu dem Verdacht gekommen ist, dass Heppner ein Aufseher gewesen ist, und wie sie diesen in das Häuschen gebracht haben. Am Ende gibt er Hans den Rat, er solle sich überlegen, zu wem er gehöre. Danach bittet er Hans darum zu gehen, weil er noch für seine nächsten Konzerttermine proben müsse. Auf dem Heimweg bedauert Hans, dass er Gordon nicht zum Umdenken bewegen konnte.

Antworten zu den Fragen zum Text

  1. Der Abschnitt 15 spielt im Sommer 1973 in der Wohnung von Gordon Kwart.

  2. Hans sucht Gordon Kwart mit der Absicht auf, ihn bezüglich der Gefangennahme von Arnold Heppner umzustimmen. Er scheitert mit seinem Vorhaben deswegen, weil er Gordon Kwart in seiner Art unterschätzt, indem er ihn für einen Schwächling sowie für einen verlegenen, scheuen und linkischen Menschen hält.

  3. Kwart kann zu Hans Bronstein sagen, dass es Schlimmeres gebe, als dass Arno, Rotstein und er zu- sammen mit Heppner im Gefängnis sitzen würden, weil die Häftlinge in den Gefängnissen zur gegenwärtigen Zeit nicht mehr so brutal und grausam behandelt würden wie zur Nazizeit. Damals sind in den Gefängnissen Tausende von Menschen auf grässlichste Art und Weise ums Leben gekommen, weil sie nichts zu essen bekommen haben und auf engstem Raum eingesperrt wurden.

  4. Arnold Heppner hat beim Kartenspielen im betrunkenen Zustand Andeutungen gemacht, dass er Aufseher gewesen sei. Um den aufgekommenen Verdacht zu bestätigen, laden Kwart, Bronstein und Rotstein Heppner zu sich nach Hause ein, um ihn betrunken zu machen. Im betrunkenen Zustand bestätigt Heppner seine Aussage, sodass die drei anderen Männer ihn hasserfüllt in das Waldhäuschen verschleppen.

  5. Mit den an Hans gerichteten Worten "Du solltest überlegen, zu wem du gehörst" möchte Kwart sagen, dass Hans sich überlegen soll, zu welcher Seite er stehen wolle, entweder zu ihnen oder zu dem Gefangenen Arnold Heppner.

  6. Hans versteht sich als "einfacher Soldat an der Lebensfront". Als solcher ist er nicht in der Lage, Gordon Kwart, den er für einen einfachen Mann hält, umzustimmen. Somit scheitert sein Versuch, die vermeintliche Unvernunft von Kwart zu besiegen.

Abschnitt 16 (Seite 141 – Seite 148)

Bearbeitet von Andreas Wagner

Inhaltsangabe

Hans fährt mit der Straßenbahn in sein altes Wohnviertel, um dort zufällig alte Bekannte zu treffen. In dieser Straßenbahn ist er allen möglichen weiblichen Reizen ausgesetzt, worauf er sich gezwungen sieht, ans Ende der Bahn zu gehen. Nach kurzer Fahrt entdeckt er auf der Straße Martha, die sich bei einem älteren Herren untergehakt hat und mit ihm spazieren geht. Er steigt an der nächsten Haltestelle aus und verfolgt die beiden. In Gedanken an frühere Zeiten bemerkt er nicht, wie Martha und der Unbekannte die Straßenseite wechseln. Kurzerhand entschließt er sich, die beiden zu überholen und ihnen dann entgegenzulaufen. Im Vorbeigehen grüßt er Martha, diese ist zwar zuerst überrascht, bleibt allerdings sehr kühl ihm gegenüber.

Antworten zu den Fragen zum Text

  1. Er spielt 1974 in Hans' altem Wohnviertel bzw. in der Straßenbahn auf dem Weg dorthin. Dieser Abschnitt schließt an Abschnitt 12 an.

  2. Als er mit ihr zusammen war, hatte er nur Augen für Martha. Jetzt, wo er nicht mehr mit ihr zusammen ist, hechelt er jedem Rock hinterher.

  3. Er empfindet die Änderung der Straßennamen als Zwangsumsiedlung und beschließt, daß nach seinem Tode nie eine Straße seinen Namen tragen solle.

  4. Seine Gedanken an die Insassen der Straßenbahn werden abgelenkt. Sie bleibt kühl und zeigt ihm damit, daß er keine Rolle mehr in ihrem Leben spielt.

Abschnitt 17 (Seite 149 – Seite 155)

Bearbeitet von Melanie Rahn

Der siebzehnte Abschnitt spielt im Sommer 1973 an einem Freitag. Hans besucht direkt nach dem Frühstück seinen „ Halbfreund " Ernst Klee. Er bittet ihn um dessen Schreibmaschine für einen anonymen Brief. Es handelt sich hierbei um einen Brief, den Hans an seinen Vater oder an Kwart schreiben möchte.Nach langen Sticheleien von Ernst findet Hans die Idee aber nicht mehr gut und geht, ohne den Brief aufzusetzen. Dann erinnert sich Hans daran, dass der Vater von Gitta Seidel Rechtsanwalt sei. Er trifft sich mit ihr, diese jedoch ist empört, als sie sein wirkliches Anliegen hört. Somit ist seine zweite Idee auch fehlgeschlagen.

Der Abschnitt spielt im Sommer 1973, an einem Freitag.

Das Wort „ Halbfreund " könnte gleichbedeutend sein mit der Aussage, dass Werner Klee nur ein flüchtiger Bekannter ist, mit dem man eigentlich gar keine richtige Freundschaft haben will. Denn Hans betont, er sei ihm aus dem Weg gegangen. Zu einem sogenannten Halbfreund geht man meistens nur, wenn man etwas braucht. Man sucht seinen Vorteil, hier ist es die Schreibmaschine, die Hans benötigt. Das Wort lehnt sich an den Begriff „Halbbruder" an.

Hans will sich von Werner die Schreibmaschine ausleihen, um einen anonymen Brief an seinen Vater oder an Kwart zu schreiben. Darin soll stehen, dass man von diesen Sachen weiß, und wenn der Gefangene bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht freigelassen sei, werde die Polizei eingeschaltet.

Werner weiß sehr wohl, dass Hans etwas sehr Wichtiges auf dem Herzen hat. Werner schätzt die Situation von Hans richtig ein. Auf der einen Seite denkt er Hans gut zu kennen, auf der anderen Seite misstraut er ihm, indem er sagt, dass sich in seinem Zimmer kein Geld befinde und er gar nicht zu suchen brauche. Es liegt zwar etwas Ironie in dem, was er sagt, aber er stellt Hans als möglichen Dieb dar. Aber das positive Charakterbild überwiegt, denn Werner Klee stellt Hans als einen besonnenen Typ dar, der immer das, was er tut, sorgfältig überlegt.

Zuerst war es die Idee mit dem anonymen Brief, und als zweites will er einen Pfarrer oder einen Rechtsanwalt hinzuziehen, da diese einer Schweigepflicht unterliegen und so erst einmal nichts an die Öffentlichkeit kommen würde. Doch nur der Gedanke an die Situation einem völlig Fremden in einem Beichtstuhl seine Probleme zu erzählen schreckt ihn ab. Also bleibt nur noch die Idee einen Rechtanwalt zu konsultieren, den Vater von Gitta Seidel. Aber Hans hat weder das Geld einen Anwalt zu bezahlen, noch bekommt er die erhoffte Unterstützung von Gitta. Somit sind seine Ideen zur Lösung seiner Probleme hinfällig geworden.

Abschnitt 18

 

Abschnitt 19 (Seite 164 – Seite 170)

Bearbeitet von Jörg Kilian

Zusammenfassung

Die Handlung beginnt, als Hans und Martha in der Innenstadt spazieren gehen. Hans denkt über die Probleme nach, die ihm der Sexentzug mit Martha bereitet, da das Haus im Wald nun für sie tabu ist. Das Begehren aufeinander ist schon so stark, dass sie über Dinge in der Öffentlichkeit reden, die sie sonst nicht in den Mund nehmen würden. Als sich beide in eine Eisdiele setzen, versucht Martha ihn zum Reden zu bewegen, aber er blockt aus Angst ab. Daraufhin kommt es zum Streit. Martha verlässt aus Ärger die Eisdiele. Hans folgt ihr und sie vertragen sich wieder, aber er verschweigt ihr, dass er die Zeche geprellt hat.

Fragen

Der Abschnitt spielt in der Innenstadt von Berlin, auf der Straße und in einer Eisdiele, im Sommer 1973.

Am Beispiel, dass es plötzlich überall Cafés gibt, sieht man, das solcher Luxus nur zum Schein für die Gäste geschaffen wird. Außerdem sind die Freiheiten der Bürger sonst viel stärker eingeschränkt.

Er weiß nicht, wie er beginnen soll, da er Angst davor hat ihr die Wahrheit zu sagen. So blockt er im weiteren Verlauf des Gespräches auch alle direkten Fragen ab.

Die Versöhnung ist nur oberflächlich, da Hans immer noch nicht ehrlich zu ihr ist und ihr sogar während der Versöhnung die Zechprellerei verschweigt. Außerdem besteht die Versöhnung nur darin, dass sie auf das achten, was sie sagen, also nicht mehr ehrlich miteinander sind und sich etwas vormachen.

Abschnitt 20

 

Abschnitt 21

 

Abschnitt 22 (Seite 191 – Seite 194)

Bearbeitet von Bodo Gruber

Dieses Kapitel ist der zweite Brief von Elle. In diesem Brief wird klar das Elle auf der Seite des Vaters steht. Sie sieht die Tat des Vaters als nicht so schlimm, wie es Hans tut. Sie gibt Hans den Rat, den Vater einfach gewähren zu lassen. Falls er es nicht mache, so denke sie, werde die Situation ausarten und die Beziehung zu seinem Vater völlig zerstört werden.

Abschnitt 23 (Seite 195 – Seite 203)

Bearbeitet von Thomas Schultz

Der Abschnitt spielt 1973 in Arno Bronsteins Haus in der Zeit kurz vor der Trennung von Martha und Hans.

Hans ist daheim und denkt über Elles Brief und über sie nach. Er wünscht sich, dass er Elle nie von dieser Geschichte im Waldhaus erzählt hätte, da sein Vater offensichtlich mitbekommen hat, dass Hans ihr davon erzählt hat. Hans beschließt in das Filmatelier zu gehen, in dem der Film, in dem Martha mitspielt, gedreht werden soll. Dort verhält er sich zunächst unauffällig und betrachtet einige Leute. Dabei fällt ihm auf, dass das Gesicht eines jungen Mannes neben ihm „...dem Vorurteil von jüdischem Aussehen entspreche...". Allein das Aussehen lasse doch aber keinen Schluss über die charakterlichen Züge eines Menschen zu. Er stellt sich die Frage, warum Juden im Film von echten Juden dargestellt werden müssen, und kommt dabei zum Schluss, dass der Film nur authentisch wirken würde, wenn auch die SS-Männer echt wären. Dies erzeugt bei ihm einen Widerspruch. Die Beziehung zu Martha scheint zu diesem Zeitpunkt noch gut, doch Martha scheint zu merken, dass sich etwas anbahnt (fehlendes Vertrauen).

Er beschließt das ganze Treiben im Studio von oben aus zu beobachten und setzt sich auf eine Tribüne. Dort versucht er vergebens mit einer jungen Frau Kontakt aufzunehmen, die ebenfalls wartet. Als er da sitzt, macht er sich erneut Gedanken über Elle und seinen Vater. Er spürt, dass er sich immer weiter hineinverstrickt und dass es jetzt wohl keinen Weg mehr zurück gibt. Er stellt sich die Frage, ob er einfach nur ungeschickt sei oder vom Pech verfolgt werde. Immer mehr Lügen und Entlarvungen stellen sich heraus.

Abschnitt 24

 

Abschnitt 25 (Seite 210 – Seite 217)

Bearbeitet von Ingo FALK

Abschnitt 25 spielt am Abend nach einem Drehtag von Martha in der Zeitebene 1973. Nachdem Hans den ganzen Tag auf seine Freundin gewartet hat, überrascht sie ihn mit einem Platz, an dem beide endlich wieder ungestört sein können. Auf Marthas Kosten fahren sie mit einem Taxi an einen See außerhalb Berlins, steigen in ein Boot, das Marthas Onkel gehört, und verbringen dort den Abend bis spät in die Nacht in Zweisamkeit.

Obwohl Hans gegenüber Martha bereits angedeutet hat, dass er ihr Mitwirken an dem Film nicht sonderlich gut findet, behält er in diesem Moment den Rest der Wahrheit für sich: dass er nämlich für das ganze „nichtswürdige Unternehmen" (Seite 210, Zeile 5) nur tiefste Verachtung empfindet. Er redet sich zwar vordergründig ein, nur deshalb zu schweigen, weil er den bevorstehenden Abend nicht verderben will, angesichts der schwerwiegenden Gründe erscheint der seit einigen Tagen andauernde Mangel an Körperlichkeit aber kaum überzeugend. In Wirklichkeit würde ihn eine kritische Auseinandersetzung zu dem Thema mit seiner Partnerin in schwere Gewissenskonflikte treiben.

Doch Martha spürt einmal mehr sein Unbehagen und zeigt sich bereit, ganz unbefangen über die Filmsache mit ihm zu reden, aber Hans heuchelt ihr etwas vor und wiegelt ab. Er will sich selbst sogar weismachen, dass er „in einem solchen Augenblick die Wahrheitsliebe nicht übertreiben" müsste (Seite 213, Zeile 5f.), dabei besteht doch gerade die Übertreibung in seinen immer tieferen Verstrickungen in Lügen und Schweigen.

Martha zeigt mit ihrem Arrangement des Bootes, dass sie sehr wohl fähig wäre, bei der Lösung seiner Probleme zu helfen. Sie besitzt offensichtlich großes Organisationstalent. Jedoch ein weiteres Mal lässt Hans eine Gelegenheit zur Offenbarung verstreichen, als Martha von der barschen Abfertigung durch seinen Vater erzählt. Der Stachel in beider Glück ist einzig bei Hans zu suchen - es ist seine fortwährende Unehrlichkeit, die „nach so langem Verschweigen" (Seite 214, Zeile 6) bereits das absehbare Ende ihrer Beziehung andeutet.

Abschnitt 26 (Seite 218 – Seite 223)

Bearbeitet von Markus Block

Inhaltsangabe

Hans kommt kurz vor Mitternacht nach Hause, nachdem er mit Martha zusammen auf einen See gefahren ist. Er bemerkt Stimmen aus dem Zimmer seines Vaters und erkennt Arnos, Kwarts und Rotsteins Stimmen. Er beschließt sie zu belauschen, indem er den Schrank vor der Verbindungstür zwischen seinem und dem Zimmer seines Vaters wegschiebt. Jetzt hört er jiddische Worte, die er zuerst nicht alle versteht, erst als sein Vater redet, erkennt er die Geschichte von Elles Kindheit. Da das für ihn keine Neuigkeiten sind, beschließt er ins Bett zu gehen.

Antworten zu den Fragen zum Text

  1. Der Abschnitt spielt im Sommer 1973 in der Wohnung von Hans und Arno Bronstein. Der 25. Abschnitt wird hier fortgesetzt.

  2. Da Arno Bronsteins Frau schon längere Zeit tot ist, sucht Arno sexuellen Kontakt zu einer Frau. Hans hat vermutlich ähnliche Gefühle wie damals, als er die Frau bei seinem Vater entdeckt hat, er fühlt sich von seinem Vater ausgegrenzt, da sein Vater Dinge vor ihm verheimlicht und ihn nicht mitreden lässt.

  3. Seine gute Laune ist schnell verflogen, zuerst empfindet er Neugier, deshalb belauscht er die drei, doch dann fühlt er sich von der Realität wieder eingeholt, vor der er jetzt ständig zu fliehen versucht, deshalb auch seine Müdigkeit und seine Entscheidung lieber zu schlafen als sich noch länger diese Geschichten mit anzuhören.

  4. Turteltaub war ein österreichischer Jude, der versucht hat mit seiner Familie vor dem Naziregime zu fliehen, was ihm aber nicht gelungen ist. Er kam kurz vor Ende des Dritten Reiches im Konzentrationslager Auschwitz ums Leben. Der Name Turteltaub kommt in dem Film vor, in dem Martha eine Rolle übernommen hat. Hans hört den Namen, als er bei Dreharbeiten zuschaut, für ihn ist es der Name eines Opfers des Nationalsozialismus.

  5. Sie benutzen ordinäre und vulgäre Begriffe, um ihre Verachtung gegenüber den Deutschen zum Ausdruck zu bringen. Sie begeben sich damit vordergründig auf die Ebene der Aufseher von damals, die auch solche Begriffe benutzten, z.B. Judenpack hier "das deutsche Pack" (S. 223, Z. 19). Vergleicht man allerdings die Hintergründe, so gibt es doch große Unterschiede, während die Aufseher damals ihren "Dienst" freiwilig machten aus Eigennutz, sie hatten keinen anderen Grund, denn kein Jude hatte ihnen etwas getan, handeln Arno, Kwart und Rotstein aus Rache für ihre Erlebnisse im Konzentrationslager.

  6. Die Sprache grenzt andere aus bzw. schweißt die drei zusammen. Sie begeben sich auf eine andere Ebene, um das Geschehene verarbeiten zu können.

  7. Viele Familien sahen in der Hilflosigkeit der Juden eine Möglichkeit an Geld zukommen. Da die Juden durch Propaganda auch noch als minderwertig erklärt wurden, kann man so das Verhalten dieser Leute erklären, dass sie ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen damit Geschäfte machten. Viele Bauersfamilien kümmerten sich schon um ihre Kinder nicht richtig, deshalb ist es bestimmt keine Ausnahme gewesen, was Elle während des Zweiten Weltkrieges passiert ist.

  8. Mit dem "deutschen Pack" (S. 223, Z. 19) sind pauschal alle Deutschen gemeint. Da die drei von ihrem Hass so geblendet sind, unterscheiden sie nicht, wer ihnen aktiv Unrecht getan hat oder wer dieses Unrecht nicht verhindert hat, für sie sind alle Deutschen Nazis.

  9. "Potpourri" ist normalerweise eine Zusammenstellung von den bekanntesten und beliebtesten Musikstücken. Mit "Potpourri der Leiden" meint Hans die Aufzählung der schlimmsten Erlebnisse von Arno, Kwart und Rotstein.

Abschnitt 27 (Seite 224 – Seite 230)

Bearbeitet von Michael Mathias

Inhaltsangabe

Der Abschnitt 27 spielt im Sommer 1974 in der Wohnung von Familie Lepschitz und in der Stadt. Hans denkt über vieles nach, redet kaum ein Wort und wird dementsprechend von seiner Umgebung behandelt. Ständige Langeweile und ein zunehmendes Unbehagen lassen Hans daran zweifeln, ob ein Philosophiestudium nicht vergeudete Zeit sei. An einem Montag erfährt er vormittags beim Einkaufen mit Rahel Lepschitz, dass diese im Juli zusammen mit ihrem Mann Hugo für drei Wochen in Urlaub fahren möchte. Als er angeboten bekommt mitzufahren, lehnt er dies ab und gibt an, er müsse sich in dieser Zeit auf das Studium vorbereiten. Hans erhofft sich während dieser Zeit mehr Klarheit hinsichtlich seiner Probleme zu gewinnen. Am Nachmittag kommt Hugo Lepschitz von der Arbeit nach Hause. Er hat eine Aktentasche voll mit Zeitungen mitgebracht, die er daheim überfliegt und teilweise seiner Frau vorliest. Hans geht am Nachmittag in die Stadt, um nach einem Geschenk zum 60. Geburtstag von Hugo Lepschitz zu suchen, allerdings ohne Erfolg. Bei seiner Rückkehr begegnet er auf der Treppe Marthas neuem Freund, der gerade das Haus verlässt. In der Wohnung angelangt erfährt er, dass Martha sich beim Tennisspielen die rechte Hand verstaucht hat und unter starken Schmerzen leidet. Er geht zu Martha und bietet ihr seine Hilfe an. Sie lehnt sein Angebot jedoch ab und Rahel Lepschitz teilt ihm mit, dass Marthas Freund Ron jeden Augenblick von der Apotheke zurückkommen müsse. Hans zieht sich in sein Zimmer zurück und hört Musik. Er möchte damit einer Begegnung mit Ron ausweichen.

Antworten zu den Fragen zum Text

  1. Der Abschnitt 27 spielt im Sommer 1974 in der Wohnung von Familie Lepschitz und in der Stadt.

  2. Hans plagt der Verdacht, dass es Zeitverschwendung sein könnte, Philosophie zu studieren.

  3. Hugo Lepschitz will mit dem Kommentar "Jetzt sind sie verrückt geworden" (S. 225, Z. 26) zum Ausdruck bringen, dass die Zeitungen seitenweise nur noch unsinnige Artikel über die deutsch-sowjetischen - Beziehungen schreiben, in denen sie die Sowjetunion als Vorbild der Deutschen darstellen.

  4. Hans kommt auf widersprüchliche Gedanken über Rahel, indem er manchmal denkt, dass eine so fürsorgliche Frau ihm auf die Nerven gehen würde. Andererseits jedoch würde er sich manchmal eine solche Frau für später wünschen. Rahel ist für Hans so etwas wie Mutterersatz, weil dieser keine eigene Mutter hatte. Ihre mütterliche Fürsorge ist ihm jedoch zeitweise sehr lästig.

  5. Alte und benutzte Bücher bedeuteten für Arno Bronstein mehr als unbenutzte, weil er sich alles neu kaufen musste, als er aus dem Lager kam. Alte Bücher haben für ihn einen besonderen Stellenwert, weil sie für sich stehen und jedes Buch eine eigene Geschichte trägt. Solche Bücher haben meist einen hohen ideellen und finanziellen Wert.

  6. Das Ereignis mit dem überfahrenen Hündchen (S. 226, Z. 18ff. u. S. 227, Z. 17ff.) zeigt, wie die Sensationsgier der Leute durch ein solches Geschehen geweckt wird. Die Leute sind sehr neugierig, gehen jedoch über alles hinweg, ohne Betroffenheit und Anteilnahme zu zeigen.

  7. Hans bezeichnet den Mann, den er mit Martha auf der Straße getroffen hat, als "Kerl" (S. 227, Z. 26), weil er eine innere Abneigung gegen ihn hat und darüber empört ist, dass Martha ihn schon mit nach Hause bringt.

  8. Als Martha den Namen ihres Freundes erwähnt, ist Hans deshalb so bestürzt, weil er sich als unbedeutende Person fühlt und darüber verärgert ist, dass sich Martha mit jemandem aus einer so bekannten Familie überhaupt eingelassen hat. Außerdem ärgert sich Hans darüber, dass Martha ihren Freund mit dem Vornamen nennt, und das so ungeniert, als wäre es selbstverständlich, von einer vertrauten Person so zu reden.

  9. Hans spricht jetzt vom Menschen "in der adretten weißen Jacke" (S. 230, Z. 11f.), weil er im Beisein von Rahel und Martha damit seine Abneigung gegenüber Ron vertuschen will.

Abschnitt 28 (Seite 231 – Seite 239)

Bearbeitet von Andreas Wagner

Inhaltsangabe

Während eines Besuches bei Elle versucht Hans, Elle wegen des Gesprächs mit Arno Bronstein zur Rede zu stellen. Elle weicht ihm allerdings ständig aus, indem sie Fragen über das Erlernen eines Musikinstrumentes stellt. Er versucht hartnäckig zu bleiben, kann damit aber nichts erreichen, da sie ihm die geistig Kranke vorspielt. Er erinnert sich an einen früheren Vorfall, durch den eine Krankenschwester entlassen wurde, nachdem Elle behauptet hatte, sie habe ihr absichtlich die falschen Tabletten gegeben und trachte ihr nach dem Leben.

Antworten zu den Fragen zum Text

  1. Der Abschnitt spielt 1973, kurz nachdem Arno Bronstein seinem Sohn Hans Vorwürfe macht, daß er Elle in die Sache hineingezogen habe, im Zimmer von Elle.

  2. Sie ist kühl berechnend, hinterlistig, kokettiert mit ihrer Krankheit, nutzt das Zuvorkommen anderer Leute aus. Sie hat der Krankenschwester die Geschichte mit den Tabletten nur angehängt, weil sie ihr nicht passte. Arno hat den Tatbestand geahnt und bittet Hans, mit niemandem darüber zu reden. Er bleibt ruhig, er regt sich nicht darüber auf.

  3. Sie hat ihm ihren Standpunkt bereits erklärt. Mittlerweile hat er keine neutrale Ansprechperson, da es immer schwieriger wird, Martha mit einzubeziehen.

Abschnitt 29 (Seite 240 – Seite 245)

Bearbeitet von Melanie Rahn

Hans kommt nach Hause. Er stellt fest, wie verwahrlost inzwischen die Wohnung ist. Beim Aufräumen im Zimmer seines Vaters findet Hans die Brieftasche von Heppner, die jedoch nichts besonders Wichtiges enthält. Hans ist wütend über das Ausmaß der Unordnung. Er zertrümmert eine Tasse. Hans legt zu alledem ein Bild aus Heppners Brieftasche in Vaters Kiste mit Familienfotos. Als sein Vater nach Hause kommt, nimmt die feindliche Stimmung wieder zu. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn scheint nun voller Feindschaft zu sein. Jeder ist schonungslos dem anderen gegenüber. Hans kann mit dieser Situation nicht umgehen, er macht sich große Vorwürfe.

1. Frage

Der Abschnitt spielt im Sommer 1973 in der elterlichen Wohnung von Hans und zeitweilig im Sommer 1974, nach dem Tod Arno Bronsteins.

2. Frage

Auf der einen Seite ist die verdreckte Wohnung ein Symbol für die feindselige Beziehung zwischen Vater und Sohn. Es wütet nicht nur das absolute Chaos in der Wohnung, sondern auch in der zwischenmenschlichen Beziehung der beiden. Die Wohnung spiegelt ein gewisses Ungleichgewicht wider. Früher teilten sich Vater und Sohn die Hausarbeit, doch zu dieser Zeit ist Arno Bronstein so angespannt in dem, was er tut mit Heppner, seiner sogenannten Geisel, dass er diese Unordnung gar nicht mehr registriert. Denn Schmutz in der Wohnung hat Arno immer sehr gestört. Arno vergisst alles um sich herum. Er lebt zu diesem Zeitpunkt in einer sich selbst geschaffenen Welt.

3. Frage

Hans hat die Brieftasche nach dem Tod seines Vaters, im Jahre 1974, geerbt. Das Mysteriöse daran ist, dass Hans die Brieftasche eines KZ-Aufsehers hatte. Das verstößt eigentlich gegen jede Vorstellung, denn man stiehlt diesem Menschen teilweise die Privatsphäre, indem man die Brieftasche an sich nimmt. Damit macht Hans fast nicht anderes als das, was Heppner damals mit Arno und den anderen Juden gemacht hat. Hans hat eigentlich die Brieftasche eines Mörders an sich genommen, denn dieser eine hat dem Volk, dem Hans auch angehört, ewiges Leid zugefügt. Die Brieftasche hat die Symbolik eines Mahnmals. Jedes Mal, wenn Hans die Brieftasche in seinen Händen hält, soll sie ihn daran erinnern, dass so etwas nie mehr vorkommen darf.

4. Frage

Ein Bild kann sehr ausdrucksstark sein, es kann tausend Geschichten erzählen mit etwas Fantasie, aber es kommt immer auf den Betrachter selbst an. Ein Brautpaar macht normalerweise immer ein glückliches Gesicht auf Bildern, denn es ist für die meisten Menschen der schönste Tag ihres Lebens, der Hochzeitstag. Die negative Stimmung von Hans lässt ihn Dinge sehen, die so nicht zu erkennen sind. Er sieht nicht das Foto, sondern er sieht darin sein Leben, wie alles Schöne sich zum Schlechten entwickelt. Das verzweifelt schauende Brautpaar auf dem Bild könnte natürlich Heppner und seine Frau sein. Die beiden sind mit der derzeitigen Situation nicht glücklich, denn die Frau weiß, was ihr Mann zu dieser Zeit tut. Sie weiß auch, dass es Unrecht ist, was er tut. Aber er ist sich auch klar darüber, wie es um seine Situation steht. Die Umstände lassen ihm jedoch keine Wahl. Entweder macht er seine Arbeit als Aufseher oder er wird an die Front geschickt, ohne Grundausbildung. Das würde für ihn den sicheren Tod bedeuten.

5. Frage

Hans kommt mit der jetzigen Situation nicht mehr zurande. Er macht normalerweise gerne einmal sauber, aber dieses Mal ist es einfach anders für ihn. Es kommt ihm vor, als stehe er unter dem Druck seines Vaters genau jetzt sauber zu machen. Für ihn macht es den Eindruck sich zu unterwerfen und genau das zu tun, was sein Vater von Hans indirekt verlangt oder erwartet. Hans ist der Meinung, er kapituliere vor seinem Vater. Und damit würde Hans sich mitschuldig machen, weil er nicht länger zu seinem Standpunkt stehen würde. Er ist wütend und frustriert.

6. Frage

Es sind einerseits Vorwürfe, die sich an seinen Vater richten, jedoch auf der anderen Seite ist es die Wut über sich selbst, als Hans sich diese Worte zurechtbastelt. Er will seinen Vater provozieren, dass er endlich einmal mit der Sprache herausrückt, warum er sich in diese unangenehme Lage gebracht hat. Denn Arno hat nie über die Geschehnisse im KZ gesprochen, sondern immer nur darüber geschwiegen. Hans will seinen Vater zwingen mit ihm überhaupt etwas zu reden.

7. Frage

Es endet mit der totalen Katastrophe. Arnos Verhalten ist sehr feindselig und provokant. Er bringt Hans zum vollkommenen Ausrasten, so dass er nochmals Geschirr auf dem Boden zertrümmert. Hans stellt fest, dass er immer nur eine Randfigur in der Familie gewesen ist. Seine Erwartungen seinem Vater gegenüber sind zu hoch gewesen, denn er hat auf ein versöhnliches Wort gehofft. Doch es kommt keines. Es taucht nur die Frage auf, ob Hans sich wieder mit Elle über diese Sache unterhalten hat, und als Hans diese bejaht, steigt der Zorn von Arno immer mehr in die Höhe. Hans hat trotz allem großen Respekt vor seinem Vater, denn er hat ihn immer für Herkules gehalten; ein großer starker Mann, dem nichts und niemand etwas anhaben kann. Aber sollte er sich so getäuscht haben? Nein, denn Hans fühlt sich als der Schwächere und verlässt das Haus.

Abschnitt 30

 

Abschnitt 31 (Seite 254 – Seite 262)

Bearbeitet von Jörg Kilian

Zusammenfassung

Die Handlung beginnt im Zimmer von Hans, als er grade seine Sachen für den Umzug in Kartons verpackt. Er sortiert seine Sachen und wirft seine Schulhefte und Bücher weg um ein neues Leben zu beginnen. Als er das Schulheft findet, in das er Heppners Notizbuch abgeschrieben hat, überlegt er, was er damit machen soll, und zerreißt es in kleine Stücke. Ihm kommt die Idee Heppner zu besuchen, als er seine Adresse im Schulheft gelesen hat. Am Haus angekommen findet er kein Namensschild mit dem Namen „Heppner". Er fragt verschiedene Leute im Haus, doch keiner will ihn gekannt haben. Erst ein taubstummes Ehepaar erzählt ihm, dass er vor einem Jahr von einer Reise in die BRD mit seiner Frau nicht mehr zurückgekehrt sei, nachdem er ihnen erzählt, dass sein Vater Heppner gekannt habe und gestorben sei.

Fragen

Die Handlung spielt im Sommer 1974 im Zimmer von Hans bei den Lebschitzens und im Haus, in dem Heppner gewohnt hat.

Da er noch geschockt vom Tod seines Vaters ist, rührt er beim Umzug kaum einen Finger. So müssen die anderen die ganze Arbeit machen. Er nimmt seine Papiere, Fotos, Elles Briefe und seines Vaters Papiere mit. Seine vollgeschriebenen Schulhefte und Bücher wirft er weg.

Da zwischen Martha und Hans nichts mehr läuft, will Martha ihm auch keinen Grund mehr geben sie zu begehren.

Er erfährt, dass dieser vor einem Jahr nicht mehr von einer Reise in die BRD zurückgekehrt ist. Der Besuch ist im inneren Monolog geschrieben, weil die zwei Gesprächspartner taubstumm sind und besonders auf Hans Gefühle eingegangen werden soll.

Er hat Angst, dass er in der DDR angezeigt und vor Gericht gestellt wird. Des Weiteren fühlt er sich in der DDR unwohl, da er seine Peiniger aus Angst vor Entdeckung nicht anzeigen kann.

Er benötigte viel Geld um die Behandlung von Elle zu bezahlen.

Abschnitt 32

Abschnitt 33

 

Abschnitt 34 (Seite 281 – Seite 284)

Bearbeitet von Bodo Gruber

Dieses Kapitel ist Elles dritter Brief. Sie teilt ihm mit, daß sie nicht die richtige Person sei die ihm einen Rat zur Situation im Waldhaus geben könne. Im Weiteren nimmt sie eindeutig Stellung und warnt Hans gegen seinen Vater vorzugehen. An dem unschlüssigen Handeln von Hans sieht sie auch die Beziehung zwischen Hans und Arno in die Brüche gehen. Zum Schluß läßt sie Hans erfahren, daß sie diejenige gewesen ist, die ihm den Namen Hans gegeben hat.

Sie will Hans klar machen, daß er an der Einstellung des Vaters zur Situation im Waldhaus nichts ändern kann. Mit ihrer Briefzeile "Dieser fremde Unmann oder unser Vater/es gibt dabei nichts Drittes" fordert sie Hans auf, nicht gegen seinen eigenen Vater zu handeln. Durch eine weitere Textstelle ("erst dann aber stellt sich heraus/ob du ein Blauer oder ein Gelber bist") macht sie Hans klar, daß der Zeitpunkt kommen wird, in dem er Partei ergreifen muß.

Abschnitt 35 (Seite 285 – Seite 292)

Bearbeitet von Thomas Schultz

Der Abschnitt 35 spielt 1974 in Lepschitzens Wohnung nach der Trennung von Martha und Hans. Als Hugo Lepschitz von der Arbeit nach Hause kommt, bringt er als Abendessen einen dicken Karpfen mit nach Hause. Trotz des gutgemeinten Abendessens weigert sich Rahel Lepschitz sowohl an der Tötung als auch dem Verspeisen des Fisches teilzunehmen. Auch Hans würde den Fisch aus Mitleid am liebsten wieder freilassen.

Als Martha Hans in ihr Zimmer bittet, ahnt Hans schon von einer guten Nachricht, was ihre Wohnungssuche angeht. Und er hat Recht, Martha hat ihm tatsächlich eine Wohnung besorgt. Sie hat dabei ihre Beziehungen zu ihren Schauspielkollegen spielen lassen und so ein recht ansehnliches Zimmer für Hans besorgt. Sie hat sogar gleich, zu Hans‘ Verwunderung, ein Treffen mit den Hausbesitzern arrangiert und begleitet ihn freiwillig dorthin. Als sich Martha auf dem Weg zur Wohnung auch noch bei ihm einhakt, versteht er die Welt nicht mehr. Sollte sie wieder zu ihm zurückkehren wollen? Das findet er jedoch absurd. Auch er würde mittlerweile keine Beziehung mehr mit Martha eingehen wollen.

Abschnitt 36